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Rezension, Romane

Rezension | Katie Marsh – Du erinnerst mich an morgen

Katie Marsh - Du erinnerst mich an morgen
Rezensionsexemplar  

Zoe will gerade die Zukunft mit ihrer großen Liebe Jamie beginnen, als sie ihre Vergangenheit einholt. Kurz vor der Trauung erreicht sie der Hilferuf ihrer Mutter, mit der sie seit Jahren nicht gesprochen hat. Ohne nachzudenken verlässt Zoe die eigene Hochzeit und findet eine veränderte Mutter. Die Neuigkeit trifft sie mit voller Wucht: Gina ist mit gerade mal Anfang fünfzig an Alzheimer erkrankt. Der Alltag wird bedrohlicher, die Versöhnung mit ihrer Tochter immer dringlicher. Zoe will Gina beistehen, ist aber auch damit konfrontiert, dass Jamie sie nach der geplatzten Hochzeit verlassen hat. Ist er bereit, ihr eine zweite Chance zu geben? Und können Mutter und Tochter die Vergangenheit überwinden, jetzt da Gina ihre Erinnerung langsam, aber unaufhaltsam verliert?

– Diana Verlag

 

GEDANKEN ZU “DU ERINNERST MICH AN MORGEN“

Mit DU ERINNERST MICH AN MORGEN wurde der zweite Roman der Autorin Katie Marsh ins Deutsche übersetzt, in der zwei Geschichten miteinander verbunden werden. Auf der einen Seite hat man die Gegenwart, in der Zoe kurz davor ist zu heiraten, die Hochzeit jedoch kurz vorher fluchtartig verlässt. Andererseits hat man die Vergangenheit und damit Zoes Leben, die man durch geschriebene Briefe ihrer Mutter Gina erlebt. Mit einer Leichtigkeit verbindet die Autorin dabei beide Geschichten, bis man schließlich vollends in der Gegenwart ankommt.

Zu Beginn fragt man sich als Leser, warum Zoe ihre eigene Hochzeit so plötzlich verlässt und ihrer Mutter zur Hilfe eilt, nachdem Zoe doch jahrelang den Kontakt verweigert hat. Zoe merkt schnell, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt und beschließt, für sie da zu sein und damit gleichzeitig um die Beziehung zu ihrer Mutter zu kämpfen. Und auch hier ist man geneigt, nach dem großen „Warum?“ zu fragen.

In Katie Marsh aktuellem Buch geht es um Liebe, Familie und Vergebung. Der Schwerpunkt liegt dabei einerseits auf der Mutter-Tochter-Beziehung, andererseits auf Ginas Frühdemenz. Wie die Kluft zwischen Mutter und Tochter immer größer wurde und wie es letztlich zu dem Zerwürfnis der beiden kam, wird durch die Briefe von Gina eindrucksvoll geschildert. Gleichzeitig erhält man dadurch die nötigen Hintergrundinformationen und mit jedem Brief wird die Frage nach dem anfangs gestellten „Warum?“ ein Stückchen mehr beantwortet. Man bekommt die unendliche Liebe einer Mutter zu spüren, egal wie groß die Distanz zur Tochter auch sein mag. Mit Gefühl erzählt die Autorin dabei von Familienkämpfen, Verlusten und Ginas Krankheit. Mit großer Sensibilität und Empfindlichkeit wird der Abstieg Ginas in die immer präsenter werdende Frühdemenz nur all zu deutlich. Gleichzeitig scheut Marsh nicht davor, den Leser mit der knallharten Realität zu konfrontieren, der Zoe und ihre Familie nun ausgesetzt sind. Man spürt die Emotionen und verwirrenden Gedanken nach richtig und falsch auf jeder Seite.

Zwei kleine Kritikpunkte gibt es dennoch. Zum einen hatte ich teilweise Schwierigkeiten mit Zoe. Zwar wird sehr gut aufgeklärt, warum Zoe so lange den Kontakt zu ihrer Mutter verweigert hat und zum damaligen Zeitpunkt war es vielleicht sogar nachvollziehbar. Dass aber über weit mehr als zehn Jahre Funkstille herrschte schien für mich nicht gerechtfertigt, da Zoe immerhin auch älter geworden und zu einigen Einsichten gekommen ist. Für mich war das einfach nur falscher Stolz, den sie da an den Tag legte. Als zweiten Punkt muss ich das Ende anmerken. Es ist durchaus zufriedenstellend, jedoch erschien das Ende mir zu plötzlich und gehetzt. Alles passierte von jetzt auf gleich. Hier hat mir der fließende Übergang etwas gefehlt.

 

KURZ & KNAPP

Wenn man einmal von meinen zwei minimalen Kritikpunkten absieht, ist DU ERINNERST MICH AN MORGEN eine herzerwärmende, teilweise witzige aber genauso auch grausame und traurige Gechichte. Katie Marsh greift mit der zerrütteten Mutter-Tochter-Beziehung und Ginas Frühdemenz sensible Themen auf, die sie jedoch eindrucks- und gefühlvoll verpackt hat. Das Buch gibt einigen Stoff zum Nachdenken, besonders nach der Frage, was wirklich zählt.

Insgesamt
8.2/10
8.2/10
  • Handlung - 8/10
    8/10
  • Charaktere - 6/10
    6/10
  • Schreibstil - 10/10
    10/10
  • Spannung - 9/10
    9/10
  • Emotionen - 8/10
    8/10

 
Bibliografie
Diana Verlag – ET: April 2017 – 432 Seiten – Einzelband – Klappenbroschur – 12,99 EUR
Originaltitel: A Life without you – übersetzt von Angelika Naujokat
 
Ebenfalls von der Autorin rezensiert:
Die Liebe ist ein schlechter Verlierer

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5 Comments

  • Reply Melanie

    Hallo Ela,
    ich habe das Buch vor zwei Tagen ausgelesen und kann mich Deiner Meinung größtenteils anschließen. Mir ist es auch schleierhaft, warum Zoe nicht schon früher den Kontakt zu ihrer Mutter gesucht hat, sie ist alt genug um vernünftig über die Geschehnisse nachzudenken. Außerdem versteht sie sich gut mit ihrer Schwester, haben sie das Thema ständig ausgeklammert? Das Ende empfinde ich auch als zu schnell herbei geschrieben, ansonsten hat mir der Schreibstil und die Geschichte an sich aber gut gefallen. Das Buch bekommen von mir auch vier von fünf Punkte.
    Liebe Grüße vom Lesestrand,
    Melanie

    8. Mai 2017 at 19:54
    • Reply Ela

      Hallo Melanie,
      gut zu wissen, dass es dir ähnlich ging. Mit ihrer Schwester hat sie das wohl tatsächlich ausgeklammert, denn die wusste ja von alledem auch nichts. Wobei ich mich an dieser Stelle auch frage, warum die Schwester nicht mal bei Zoe nachgefragt hat, was da zwischen ihr und ihre Mutter passiert ist, sondern es offenbar einfach hingenommen hat. Aber gut. Fragen, die sich eh nicht klären lassen …

      Ansonsten freut es mich, dass dir das Buch auch gefallen hat. Bis auf die kleinen Punkte, ist es ja auch wirklich schön 🙂

      Alles Liebe, Ela

      9. Mai 2017 at 20:53
  • Reply Petzi

    Liebe Ela,

    ich habe das Buch noch nicht gelesen, dafür aber das erste Buch der Autorin. Der Stil von ihr gefiel mir damals ganz gut, weshalb ich nun auch dieses Buch mal auf meine Wunschliste gesetzt habe. Danke für deine Rezension.

    Liebe Grüße
    Petzi

    4. Juni 2017 at 0:53
    • Reply Ela

      Hallo Petzi,
      freut mich sehr, dass du das Buch auf die Wunschliste gesetzt hast. Weil ich das erste Buch der Autorin damals auch mochte, kann ich dir dieses auch ans Herz legen 🙂

      Hab noch ein schönes Wochenende.
      Alles Liebe, Ela

      4. Juni 2017 at 9:27
  • Reply Kitsune

    Liebe Ela,

    auch diese Rezension gefällt mir wieder sehr gut. Sie sagt alles aus, was man über das Buch wissen muss, ohne zu viel zu verraten. Es hört sich toll an und ich würde es am liebsten sofort anfangen.. zu meiner Schande muss ich jedoch gestehen, dass ihr anderes Buch bereits seit einem Jahr auf meine SuB verweilt. Das Zerwürfnis kann ich leider sehr gut nachvollziehen. Aber dazu würde ich dann genauer eingehen, wenn ich das Buch selber gelesen habe. 🙂 Ich schaue mal, dass ich das andere schnell gelesen bekomme, dann werde ich mir auch dieses hier kaufen.

    Liebe Grüße

    6. Juni 2017 at 11:05
  • Reply Rezension: Du erinnerst mich an morgen von Katie Marsh | Kielfeder

    […] witzige aber genauso auch grausame und traurige Geschichte.“ Rezension von Literaturliebe zu Du erinnerst mich an morgen von Katie […]

    19. Februar 2018 at 0:15
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