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Jugendbücher, Rezension

Rezension | Anne Freytag – Irgendwo dazwischen

Irgendwo dazwischen

Lili ist verliebt in Elias. Emma schläft mit Clemens, liebt aber Stefan – und der ist in Kanada. Emma ist perfekt, Lili ihr Schatten. Lili ist klug, Emma blond. Marie liebt Lili, Lili liebt Elias, und Elias bekommt Besuch von Giselle. Emma weiß, dass Clemens sie nicht liebt. Lili redet sich ein, dass sie Elias nicht liebt und Marie denkt, sie weiß, was sie will – bis zu dieser Nacht mit Paul. Und alle suchen nur eines. Sich selbst. Was ist man denn, wenn man weder Kind noch erwachsen ist? Verwirrt. Unter Druck. Und unsicher. Die Hormone setzen die Segel auf einer Irrfahrt die sich Erwachsenwerden nennt.

– Anne Freytag

 

GEDANKEN ZU “IRGENDWO DAZWISCHEN“

IRGENDWO DAZWISCHEN war eins der ersten Bücher, das ich mir von Anne Freytag gekauft habe und das letztendlich am längsten auf dem berühmt-berüchtigten SuB verweilte. Das lag zugegebenermaßen oft am Klappentext, der mich jedes Mal aufs Neue verwirrt hat. Letztlich ist es aber gar nicht so kompliziert, wie es klingt, denn zumindest über die vielen Charaktere bekommt man schnell einen guten Überblick. Es geht um junge Menschen zwischen 18 und 25, die irgendwo zwischen Kindheit und Erwachsensein stehen. Ja, es ist ein chaotischer Klappentext, der genauso chaotisch und aufregend ist, wie das Leben der Charaktere. So chaotisch wie das Erwachsenwerden, wenn Gefühle und Ansichten sich manchmal schneller verändern, als man denken kann und die einen immer wieder zu unüberlegten und nicht immer verständlichen Handlungen treiben. Und trotz dem ganzen Chaos fällt es einem leicht, sich in die Geschichte fallen und von ihr mitreißen zu lassen.

Jedes Kapitel wird aus der Sicht der drei weiblichen Charaktere Emma, Lili und Marie erzählt. Dabei erlebt man ihre Geschehnisse hautnah mit, kann ihre Empfindungen, Gefühle und deren Verhalten zwar nachvollziehen, aber vielleicht nicht immer gutheißen. Besonders mit Emma hatte ich in diesem Punkt lange Zeit viele Probleme. Sie ist eine hübsche junge Frau, die jedoch nur auf ihr Äußeres reduziert wird. Selbst ihre Eltern nehmen sie nicht ernst. Emma ist nur gut fürs Bett. Aber Emma spielt eine Rolle, denn im Inneren ist sie eine andere. Ich weiß nicht, warum sie mir so lange unsympathisch war. Ihre Art und ihr Verhalten auf einige Dinge konnte ich einfach nicht verstehen oder gutheißen. Sie wirkt ich-bezogen, eingebildet und arrogant. Ich wusste, dass sie nur eine Rolle spielt, aber genau diese Rolle hat mich einfach so an ihr genervt. Ich war sehr erleichtert, dass sie irgendwann eine Entwicklung macht und langsam begreift, dass sie mehr zu bieten hat.

 

Man kann nicht einfach stehen bleiben, nur weil einem die Richtung nicht gefällt. Man muss weitergehen, auch wenn der Weg, der vor einem liegt, scheiße ist. – S. 156

 

Mit Lili und Marie bin ich besser zurechtgekommen. Lili ist still und unscheinbar. Sie ist liebenswert, aber manchmal mangelte es ihr leider an Selbstbewusstsein, auch weil sie immer in Emmas Schatten stand. Marie ist der festen Überzeugung lesbisch zu sein, bis eine Nacht mit ihrem besten Freund Paul alles auf den Kopf stellte. Wer ist man denn wirklich, wenn man es selbst nicht mehr weiß? Jede der drei Mädchen hat ihre Stärken und Schwächen, keine ist perfekt, was sie sehr lebensecht macht.

Es geht genau um dieses Leben der drei Mädchen, in dem Freundschaft, Liebe, Sex und Streit eine große Rolle spielt. Ein Leben, in dem es drunter und drüber geht und in dem man in einem Moment glücklich ist und im nächsten Moment nicht genau weiß, wer man ist und wohin man mit sich selbst soll. Die Handlung selbst beginnt neun Jahre zuvor und gute 2/3 des Buches erfährt man so ziemlich alles über diesen einen Sommer, was es zu erfahren gibt. Man erlebt mit, wie sich Beziehungen entwickeln und auseinander gehen. Wie Freundschaften zu zerbrechen drohen und wie jede ein bisschen zu sich selbst findet. Lange habe ich nicht verstanden, warum Anne Freytag dabei diesen Teil der Handlung so in die Länge zieht, denn einige, wenn auch wenige Szenen hätten ruhig gekürzt oder weggelassen werden können. Hinterher muss man aber sagen, dass genau dieser Teil, der Wichtigste des Buches war, um die Gegenwart zu verstehen. Um zu verstehen, warum Lili, Emma und Marie da sind, wo sie heute sind. Besonders durch die Ich-Form konnte man dabei in jedem Teil des Buches mit den jungen Frauen mitfühlen. IRGENDWO DAZWISCHEN ist ein Buch, mit dem man sich leicht identifizieren kann und das einen Punkt im Herzen berührt, denn jeder befand sich genau in dieser Phase. In der Phase irgendwo zwischen Kindheit und Erwachsensein.

 

KURZ & KNAPP

Anne Freytags Erstlingswerk IRGENDWO DAZWISCHEN ist ein Buch voller Romantik, Emotionen, Freundschaft und Konflikte. Ein Buch, mit dem man sich als Leser leicht identifizieren kann. Eines, das alles, was Emma, Lili und Marie auf dem Weg zum Erwachsenwerden erleben, nachvollziehen lässt. Nicht immer waren alle Charaktere dabei sympathisch, aber zumindest waren sie immer authentisch. Es ist dieser Weg, den jeder von uns gehen muss(te), um herauszufinden, wer man ist oder wer man vielleicht sein will. Und genau deswegen, ist IRGENDWO DAZWISCHEN ein sehr gelungenes und lesenswertes Buch.

Insgesamt
8.4/10
8.4/10
  • Handlung - 9/10
    9/10
  • Charaktere - 8/10
    8/10
  • Schreibstil - 10/10
    10/10
  • Spannung - 8/10
    8/10
  • Emotionen - 7/10
    7/10

 
Bibliografie
Freytag Literatur – ET: September 2013 – 612 Seiten – Einzelband – Broschiert – 14,99 EUR
 
Ebenfalls von der Autorin rezensiert:
Renate Hoffmann // 434 Tage // Mein bester letzter Sommer // Den Mund voll ungesagter Dinge // Nicht weg und nicht da // Aus schwarzem Wasser // Reality Show // Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte

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4 Comments

  • Reply Anna

    Hallo,

    das klingt ja echt schön. Bisher habe ich noch gar keine Bücher der Autorin gelesen, wobei mein bester letzter Sommer so gelobt wird, dass ich es gerne ebenfalls lesen möchte. Auch dein Buch hier kommt auf die Wunschliste. Ich mag solche Charakter-Bücher einfach. 🙂

    Liebe Grüße,
    Anna

    24. Mai 2016 at 7:43
    • Reply Literaturliebe

      Hallo Anna,
      „Mein bester letzter Sommer“ kann ich dir sehr ans Herz legen, eins meiner bisherigen Jahreshighlights. Aber auch so mochte ich bisher alle Bücher der Autorin. Solltest du ein Buch vo ihr lesen wünsche ich dir ganz viel Spaß 🙂

      Alles Liebe, Ela

      26. Mai 2016 at 21:28
  • Reply Chrissi

    Hey,
    deine Rezension macht wirklich Lust auf das Buch.
    Leider hat mir das letzte Buch von der Autorin nicht so gut gefallen, aber jetzt überlege ich ob ich es nochmal mit diesem Buch versuchen. Danke 🙂
    LG Chrissi

    24. Mai 2016 at 12:03
    • Reply Literaturliebe

      Hallo Chrissi,
      welches Buch hast du denn von der Autorin schon gelesen? Was hat dir denn nicht gefallen?
      Ich mochte bisher alle Bücher sehr gerne von Anne Freytag, aber das ist ja alles Geschmackssache 🙂

      Alles Liebe, Ela

      26. Mai 2016 at 21:30

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