Milan Berg schlägt sich geschickt durchs Leben, auch wenn er ein wohlgehütetes Geheimnis hat: Er ist Analphabet. Nicht einmal seine Freundin ahnt, dass er nicht lesen kann. Doch genau das wird ihm zum Verhängnis: Als er an einer Ampel steht, hält ein Wagen neben ihm – auf dem Rücksitz sieht er ein völlig verängstigtes Mädchen, das einen Zettel gegen die Schreibe presst. Handelt es sich um einen Hilferuf? Zwar kann Milan die Botschaft nicht lesen, aber er spürt ganz genau: Das Kind ist in tödlicher Gefahr!
– Droemer Knaur Verlag
GEDANKEN ZU „DAS GESCHENK“
Jahrelang habe ich mich vor Sebastian Fitzek gedrückt. Denn wer mich kennt, der weiß, dass ich mit Thrillern eher vorsichtig bin, da ich mit zu detailliert beschriebenen Gewaltszenen nur schwer umgehen kann. Da ich mir aber für dieses Jahr trotzdem Karten für die Fitzek Arena Tour im Dezember gekauft habe, war meine Mama der Meinung, ich müsse jetzt unbedingt ein Buch von Sebastian Fitzek lesen – und lieh mir DAS GESCHENK aus.
Zuallererst sei gesagt: Ja, es gibt ein paar explizite Gewaltbeschreibungen und an ein, zwei Stellen bin ich auch wirklich zusammengezuckt (wie, wenn man einen Horrorfilm guckt, und plötzlich eine wirklich schlimme Szene kommt :D). Aber alles in allem habe ich mir Fitzeks Bücher viel schlimmer vorgestellt. Eher so, als würde sich eine blutige Szene an die nächste reihen. Zum Glück war das nicht der Fall, denn sonst hätte ich das Buch vermutlich nicht beendet.
Das erste Kapitel startet in der Gegenwart und man begegnet Protagonist Milan in einer bestimmten Situation. Dann springt die Handlung zwei Jahre zurück und man erfährt Stück für Stück, wie Milan genau in diese Situation geraten ist. Dabei fragte ich mich immer wieder, welche Entscheidungen genau ihn dorthin gebracht haben.
In DAS GESCHENK gibt es also viel zu spekulieren und ich tappte wirklich lange im Dunkeln. Sehr lange fand ich es sogar regelrecht verwirrend und ich musste ganz schön am Ball bleiben, um den teils rasanten Ereignissen und allen kleinen und großen Hinweisen folgen zu können. Hinzukommt, dass man als Leser:in verschiedene Sichten präsentiert bekommt, sodass man sich auch hier nochmals konzentrieren muss. Natürlich hängen alle Personen und Sichtweisen in irgendeiner Art und Weise zusammen, sodass man im Verlauf alle Geschehnisse und Geheimnisse aus der Vergangenheit erlebt – teils mit widersprüchlichen Darstellungen, sodass ich zwischendurch gar nicht mehr sagen konnte, wer nun die Wahrheit sagt und wer lügt. Man kann also nur immer wieder seine eigenen Vermutungen anstellen und ein bisschen auf seinen eigenen Instinkt versuchen zu vertrauen, was die ganze Story noch spannender für mich machte.
Sebastian Fitzek baut viele Wendungen in die Story ein, die einen immer wieder alles in Frage stellen lassen. Manchmal waren diese Wendungen wirklich abstrus, manchmal überraschend, aber manchmal entstand auch ein überladener Eindruck, sodass ich mir teils dachte: „Echt, jetzt? Bisschen übertrieben.“
Dafür punktet der Autor mit einem wirklich fesselnden Schreibstil und einer Spannungskurve, die mich immer weiterlesen ließ. Auch gefiel mir die Darstellung von Milans Analphabetismus und wie er einfach nur irgendwelche Zeichen sieht. Man kann sich dadurch super in Milans Lage versetzen und spürt genau, wie alles einfach keinen Sinn ergibt. Auch die Charaktere an sich fand ich gut ausgearbeitet mit ihren unterschiedlichen Facetten.
Dem Ende bzw. der Auflösung stehe ich dagegen eher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Für mich hatte es einen fragwürdigen und unrealistischen Beigeschmack. Da dies mein erster Fitzek-Thriller ist, kann ich keine Vergleiche ziehen. Und ja, am Ende ist es kein Sachbuch, sondern Fiktion und ein Unterhaltungsroman. Aber richtig überzeugen konnte mich die Auflösung dann doch nicht. Es erschien mir alles ein bisschen zu willkürlich.
KURZ & KNAPP
Ich schätze, Sebastian Fitzek hat jetzt eine Leserin mehr – nämlich mich :D. DAS GESCHENK konnte mich überzeugen, ich mochte die Charaktere, den Spannungsbogen und die Story an sich. Ich habe lange mitgerätselt, meine eigenen Vermutungen angestellt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Und vor alldem bin ich dankbar, dass sich die Gewaltszenen größtenteils doch in einem für mich ertragbaren Rahmen hielten und es weniger detailliert beschrieben war, wie von mir befürchtet. Dafür wirkte die eine oder andere Wendung ein bisschen zu überladen und auch das Ende finde ich eher fragwürdig. Alles in allem hat mir DAS GESCHENK aber viel Spaß gemacht zu lesen.
Insgesamt
-
Story - 7/10
7/10
-
Charaktere - 8/10
8/10
-
Schreibstil - 10/10
10/10
-
Spannung - 10/10
10/10
-
Unterhaltungsfaktor - 9/10
9/10
-
Authentizität - 6/10
6/10
Bibliografie
Droemer Knaur Verlag – ET: September 2021 – 368 Seiten – Einzelband – Klappenbroschur – 16,99 EUR
Ebenfalls von dem Autor rezensiert:
Der erste letzte Tag
No Comments