Libby und Jason sind aufs Land gezogen, um Jasons Mutter nach dem Tod ihres Mannes im kleinen Familienhotel zu unterstützen und die altmodische Herberge in ein exklusives Feriendomizil zu verwandeln. Der Umbau kostet Zeit, Geld und Nerven. Doch das wird nebensächlich, als es zu einem Unfall kommt: Vor dem Hotel wird eine junge Frau angefahren. Rührend kümmert sich Libby um die Fremde. Als klar wird, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat und niemand sie zu vermissen scheint, bietet Libby ihr an, im Hotel zu bleiben – nicht ahnend, dass diese eine gute Tat ihr ganzes Leben verändern wird …

– Goldmann Verlag

GEDANKEN ZU “IM HERZEN DAS GLÜCK“

Mit IM HERZEN DAS GLÜCK erzählt Autorin Lucy Dillon eine interessante Geschichte über Gedächtnisverlust, Eheprobleme, Familie und dem sich selbst finden. Der angekündigte Unfall passiert dabei sehr schnell, bis Libby die Fremde allerdings aufnimmt dauert es eine Weile. Der Gedächtnisverlust steht dabei natürlich im Vordergrund und wurde für mich von der Autorin authentisch dargestellt. Ich fand es sehr spannend mitzuerleben wie Pippa – wie sich die Fremde nach dem Unfall vorläufig nennt – sich entwickelt und wie schon die kleinsten Dinge zu Flashbacks führen und verloren geglaubte Erinnerungen wiederbringen können.

„Das ist vielleicht das Geheimnis – man weiß nie, was man kann, bevor man es nicht tut.“ Oder wer man ist, bevor es einem jemand sagt. – S. 452

Libby war mir mit ihrer offenen, ehrlichen und herzlichen Art auf Anhieb sympathisch. Ihr Ehemann Jason erschien mir ebenfalls sympathisch und beide zusammen scheinen ein süßes Paar abzugeben. Aber er wirkt auch sehr verwöhnt von seiner Mutter und wurde von ihr immer als perfekt dargestellt. Er kann mit eigenen Fehlern nicht umgehen und seine erst aufbrausende, später dann selbstmitleidige Art war für mich im Verlauf etwas anstrengend. Jasons Mutter Margaret ging mir eigentlich während des gesamten Buches auf die Nerven. Sie hat immer etwas auszusetzen, sieht nicht wie Jason und vor allem Libby sich für das Hotel aufopfern und kann offenbar auch keine Kritik vertragen. Und dann gibt es Pippa, die Frau die ihr Gedächtnis verloren hat. Ich finde es so wundervoll, dass Libby sie aufgenommen hat. Es ist schwierig sich vorzustellen, sich an nichts mehr erinnern zu können und nicht zu wissen wer man ist. Das merkt man auch Pippa an, die immer hinterfragt, teils krampfhaft versucht sich zu erinnern und aber doch irgendwie weiterlebt.

Lucy Dillons Schreibstil gefiel mir gut, da er schnell und flüssig zu lesen ist. Teilweise fand ich die Handlung etwas zu langgezogen. Daher hatte ich immer das Gefühl, dass die Geschichte nur sehr langsam vorwärts kommt. Die Idee der Geschichte fand ich wirklich toll, aber ich hatte immer wieder den Eindruck, dass einiges überdramatisiert wird. Besonders die Beziehungen zwischen den Protagonisten wirkten teils überspitzt und zu melodramatisch. Zudem fand ich die ganze Story sehr vorhersehbar, sowohl was mit Libby, Jason und dem Hotel passiert als auch was mit Pippa geschehen ist. Ich habe aufgrund des Klappentextes irgendwas Großes erwartet, aber es gab für mich leider keinen großen Überraschungseffekt.

KURZ & KNAPP

IM HERZEN DAS GLÜCK hatte viel Potenzial, aber ich habe immer auf die große Überraschung, die leider nie eingetreten ist. Zudem wirkte auf mich einiges zu überdramatisiert und zu dick aufgetragen. Dafür waren besonders die Protagonisten Libby und Pippa sehr sympathisch. Lucy Dillons Geschichte ist nicht schlecht. Für mich war es allerdings eher eine nette Familiengeschichte für den Urlaub, die sich zusätzlich mit dem Thema Gedächtnisverlust auseinandersetzte.

Bibliografie
Goldmann Verlag – ET: Februar 2016 – 544 Seiten – Einzelband – Taschenbuch – 8,99 EUR
Originaltitel: One Small Act of Kidness – übersetzt von Claudia Franz