Ein Telefonanruf und eine Stimme, die das ganze Leben verändert.
Gottliebs Tage sind nicht gerade von Leidenschaft erfüllt. Als Krankenpfleger im Hospiz ist er täglich mit dem Tod konfrontiert, Romantik im Privatleben: Fehlanzeige. Zu lange schon ist er Single, lebte bis vor Kurzem mit seiner Mutter zusammen. Von Einsamkeit getrieben ruft Gottlieb eines Nachts bei einer Sexhotline an. Zum ersten Mal hört er Maries Stimme und mit einem Schlag verändert sich sein ganzes Leben.
– Haymon Verlag
GEDANKEN ZU „KASCHMIRGEFÜHL“
Mit KASCHMIRGEFÜHL wagt sich Thrillerautor Bernhard Aichner jetzt auf das Liebesroman-Terrain. Dieser Liebesroman ist eher von der seichteren Sorte und besteht ausschließlich aus dieser einen Nacht und dem Telefonat zwischen Gottlieb und Marie. Am Anfang fand ich die Idee originell, weil es eine andere Art von Liebesroman ist und die Protagonisten sich nicht auf die sonst so typische Weise finden. Der berühmte Funken, der am Anfang glimmte, ist dann bei mir leider schnell erloschen.
KASCHMIRGEFÜHL ist ein auf etwas über 180 Seiten geführter Dialog zwischen Gottlieb und Marie, die sich schön ausgeschmückte Versionen ihrer eigenen Lebensgeschichten erzählen. Vieles wirkte zu weit hergeholt und wurde immer skurriler. Es war für mich schnell offensichtlich, dass immer ein Teil dessen, was die Beiden erzählen gelogen ist. Was davon gelogen ist, muss natürlich jeder selbst herausfinden.
Letztendlich war es aber der Dialog bzw. die Handlung, falls man es Handlung nennen kann, die mich störte. Der Dialog war mehr ein Dahingeplänkel und Gerede. Emotional konnte mich keine der Geschichten – egal ob ausgedacht oder wahr – erreichen. Romantik war sowieso Fehlanzeige. Den Charakteren stand ich am Ende eher neutral gegenüber. Sie waren nicht unsympathisch, aber mein Herz haben sie nicht im Sturm erobert. Auch blieb der große Überraschungseffekt aus, denn die Auflösung war doch sehr schnell deutlich und abzusehen. Und letztlich fehlte mir die Tiefe. Sowohl handlungs- als auch charaktermäßig ist das Buch eher oberflächlich gehalten – eben auch durch die Lügengeschichten. Man kann sich nie sicher sein, was nun wirklich alles wahr oder erfunden ist. Daher war es für mich schwer, die Charaktere zu verstehen oder ihnen irgendwelche besonderen Eigenschaften zuzuschreiben.
Der typische Schreibstil des Autors, den Leser bereits aus seinen Thrillern kennen, findet sich auch hier wieder. Kurze, knappe Sätze und Wortwechsel machen den Schreibstil aus. Der Text wird von Spiegelstrichen durchzogen, die den Dialog deutlich machen. Aichners Schreibstil ist simpel, weiß aber immer wieder zu überzeugen.
KURZ & KNAPP
Mit KASCHMIRGEFÜHL wagte sich Bernhard Aichner auf neues Terrain, das für mich aber nicht ganz funktionierte. Sein Liebesroman ist ein eher kurzweiliges Lesevergnügen, das mich weder gefühlsmäßig erreichen konnte noch genügend Tiefe hatte. Auch die Charaktere blieben eher oberflächlich. Die Idee und den Schreibstil mochte ich sehr, in der Umsetzung wäre noch viel Potenzial nach oben gewesen.
Insgesamt
-
Story - 2/10
2/10
-
Charaktere - 4/10
4/10
-
Schreibstil - 6/10
6/10
-
Spannung - 3/10
3/10
-
Unterhaltungsfaktor - 2/10
2/10
-
Emotionen - 2/10
2/10
Bibliografie
Haymon Verlag – ET: März 2019 – 188 Seiten – Einzelband – Hardcover – 17,90 EUR
Ebenfalls von dem Autor rezensiert:
Totenfrau
4 Comments
Eine prägnante und ehrliche Rezi – finde ich super und auf den Punkt gebracht.
28. März 2019 at 19:22Ich habe das Hörbuch gehört und denke, dass es wesentlich fesselnder ist, als das Printbuch. Aber auch ich stand am Ende etwas ratlos da.
Liebe Blubbergrüße
Anka
Hallo Anka,
vielen Dank 🙂 Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es als Hörbuch spannender ist, vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich allgemein eher wenig mit Hörbüchern anfangen kann. Aber die Ratlosigkeit am Ende kann ich teilen. Wer weiß …
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
29. März 2019 at 7:53Ela
Liebe Ela,
mir wurde der Roman auch angeboten, aber da ich a) nicht viele Liebvesromane lese und b) nicht davon überzeugt war, dass er auch Liebesromane schreiben kann, habe ich lieber darauf verzichtet.
Vielleicht auch wirklich besser so 🙂
Liebste Grüße Anett.
15. April 2019 at 11:34Hallo Anett,
ich lese ja sehr viele Liebesromane und da ich seine Thriller sehr mochte (ok, ich habe bisher nur einen gelesen – haha), war ich nicht abgeneigt. Vielleicht ist es wirklich besser, dass du es nicht angenommen hast. Es hat zwar nur knapp 190 Seiten und liest sich sehr fix, aber für mich war der Roman leider nichts. Da greife ich lieber wieder zu Aichners Thrillern 🙂
Liebe Grüße, Ela
15. April 2019 at 20:13