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Rezension, Romane

Rezension | Anne Freytag – Renate Hoffmann

Anne Freytag - Renate Hoffmann

Frau Hoffmann beschließt zu sterben. Doch auch das will gut organisiert sein. Das Leben trostlos. Die Lösung naheliegend. Der Sprung vom Balkon. Aber, was so einfach klingt, ist es nicht, denn das Leben schert sich nicht um Renates Selbstmordpläne. Die neue Vorgesetzte, Herberts Briefe oder die Erkenntnis, dass sie noch nie masturbiert hat, halten sie immer wieder davon ab, ihren Plan endlich in die Tat umzusetzen. Renate Hoffmann hatte nicht immer sterben wollen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie nicht nur am Leben, sondern tatsächlich lebendig gewesen war. Sieben Jahre zuvor schien das Leben noch voller Möglichkeiten. Bis zu jenem verhangenen Tag im November…

– Anne Freytag

 

GEDANKEN ZU “RENATE HOFFMANN“

Der Klappentext verrät zunächst Erschreckendes: Renate Hoffmann will sterben. Doch so „simpel“ wie das klingt, ist es letzten Endes dann doch nicht. Warum Frau Hoffmann nicht wie von ihr geplant von ihrem Balkon springt, erfährt man schnell. Warum sie aber überhaupt diesen Gedanken hatte, dauert dagegen ein bisschen. Im Laufe der Geschichte lernt man Renate Hoffmann kennen, erfährt in Rückblenden von ihrer Vergangenheit und bekommt die kleinen und großen Dramen ihres Lebens mit. Und damit erfährt man auch, warum sie so dringend sterben wollte. Die Geschichte von Renate Hoffmann zeigt vieles. Es zeigt, dass es immer anders kommt, als man denkt, dass das Leben weitergeht, auch wenn einem das Schicksal nicht immer gut mitspielt, und das es trotzdem lebenswert bleiben kann. Es ist eine realistische und tiefgründige Geschichte mit einer versteckten und vielleicht auch eigenwilligen Liebeserklärung an das Leben.

 

Frau Hoffmann betrachtete sich im Spiegel. Doch die Frau, die sie interessiert musterte, war sie nicht. […] Diese fremde, harte Frau war Frau Hoffmann unheimlich und gleichzeitig war sie ihr vertraut. Und in diesem Moment dämmerte ihr, dass diese fremde, harte Frau die letzten Jahre ihr Überleben gesichert hatte. Sie hatte dafür gesorgt, dass Frau Hoffmann nicht auseinandergefallen war. – S. 151

 

Das erste was ich über Renate Hoffmann dachte: Diese Frau ist merkwürdig. Sie führt ein routiniertes Leben, ist einsam und hat ein komplett verzerrtes Selbstbild. Und dann erst ihre neurotischen Macken und ihr selbst auferlegter Zwangsalltag. Aber je weiter man liest, desto mehr merkt man, wie cool Renate eigentlich ist. Sie ist eine starke Persönlichkeit mit einer bewegenden Vergangenheit. Sie macht eine Entwicklung durch, fängt z.B. an gegen ihre neue Chefin zu rebellieren und sich ihrer Vergangenheit zu stellen, die sie 7 Jahre lang nicht sehen wollte. Erstaunlich fand ich übrigens, dass Renate gerade mal Mitte 30 ist. Auch treten einige Nebencharaktere auf, die alle ganz normale Menschen sind, die einem auf der Straße begegnen könnten.

Das Buch wird aus der dritten Sicht erzählt, was anfangs für mich etwas gewöhnungsbedürftig war. Rückblickend betrachtet hätte die Ich-Perspektive aber nicht zur Geschichte gepasst. Anne Freytag erzählt die Geschichte von Renate Hoffmann schnörkellos, ohne große Aufregung und ohne großes Drumherum. Trotzdem ist ihr Schreibstil so erfrischend, dass einen das Buch fesselt und man trotz der Erzählsicht Teil der Geschichte und von Renates Leben wird.

 

KURZ & KNAPP

Die Geschichte von RENATE HOFFMANN bewegt. Sie ist tiefgründig und sehr realistisch gehalten, mit einem erfrischenden Schreibstil. Renate Hoffmann ist eine Person, die man mit der Zeit ins Herz schließt und deren Bekanntschaft jeder machen sollte. Und auch wenn sie sehr eigenartig und teils merkwürdig ist, ist sie trotzdem ein kleiner Liebling.

Insgesamt
8.4/10
8.4/10
  • Story - 10/10
    10/10
  • Charaktere - 8/10
    8/10
  • Schreibstil - 10/10
    10/10
  • Spannung - 9/10
    9/10
  • Unterhaltungsfaktor - 7.5/10
    7.5/10
  • Emotionen - 6/10
    6/10

Bibliografie
Freytag Literatur – ET: September 2013 – 300 Seiten – Einzelband – Taschenbuch – 9,90 EUR

 
Ebenfalls von der Autorin rezensiert:
434 Tage // Mein bester letzter Sommer // Irgendwo dazwischen // Den Mund voll ungesagter // Nicht weg und nicht da // Aus schwarzem Wasser // Reality Show // Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte

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3 Comments

  • Reply Steffis Bücher Bloggeria

    Guten Morgen meine Liebe,
    ehrlich gesagt finde ich klingt der Titel gar nicht so langweilig, sondern macht eher neugierig, denn Renate ist so ein typischer Uschi Name, weißt was ich meine?!
    Bin nun aber echt neugierig auf das Buch geworden und freu es mich auch bald schon lesen zu können, aber eins nach dem anderen 😉
    Liebste Grüße
    Steffi

    22. Oktober 2014 at 10:15
  • Reply Ela Leselounge

    Huhu 🙂
    Ohh, in dem Buch kommen nur solche Namen vor. Deswegen hat es mich so gewundert, dass sie alle noch so jung waren ^^
    Nur zu Info: Hatte anfangs bisschen Schwierigkeiten mit dem Buch, aber dann war es wunderbar 🙂 Hoffe es wird dich nicht enttäuschen
    Liebste Grüße Ela

    23. Oktober 2014 at 14:52
  • Reply Steffis Bücher Bloggeria

    Werde so oder so zunächst Dreisam und 434 Tage von ihr lesen, denn "Renate" muss erst noch bei mir einziehen 😉
    Dir ein wunderschönes Wochenende!
    Liebste Grüße
    <333

    24. Oktober 2014 at 13:49
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