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Rezension, Romane

Rezension | Dani Atkins – Bis zum Mond und zurück

Dani Atkins - Bis zum Mond und zurück
Triggerwarnung
Tod eines nahen Familienangehörigen, Tod durch Zugunglück, Organspende

Wenn Alex seine Frau betrachtet, kann er sein manchmal kaum glauben. Sie, die Astronautin, erforscht nicht nur das Wesen der Sterne, sondern blickt auch hinter seine raue Schale und erwidert seine Liebe. Gemeinsam mit ihrem sechsjährigen Sohn Connor bilden sie ihr glückliches kleines Universum. Dieses zerbricht jäh, als Lisa einen tödlichen Unfall erleidet. Als Alex einen Brief von der herzkranken Molly erhält, ist er sich sicher, dass etwas von Lisa weiterlebt – denn Lisa war Organspenderin, und ihr Herz hat Molly ein neues Leben geschenkt. Durch den Kontakt mit Molly und drei weiteren Organempfängern, die sich nach und nach melden, kommt Alex ein wenig zur Ruhe. Doch dann verschwindet Connor…

– Knaur Verlag


 

GEDANKEN ZU „BIS ZUM MOND UND ZURÜCK

Das mit Dani Atkins und mir ist immer so eine Sache. Seit ihrem Debüt DIE ACHSE MEINER WELT habe ich nahezu jedes Buch der Autorin gelesen – entweder stürzt sie mich in emotionales Gefühlschaos und bringt mich zum heulen oder sie enttäuscht mich. Bei ihrem aktuellen Roman BIS ZUM MOND UND ZURÜCK war mal wieder ersteres der Fall.

Alex sucht nach einer tieferen Bedeutung für Lisas Tod und einen Sinn dahinter, warum ausgerechnet Molly, Mac, Jamie und Barbara die Organspende-Empfänger sind. Ob er diesen Sinn findet? Oder ist das alles doch eher dem Zufall zuzuschreiben? Man entwickelt schnell Mitgefühl und Mitleid für Alex, denn gerade zu Beginn gibt es ein paar kleine Rückblicke aus der gemeinsamen Vergangenheit, in der mehr als deutlich wird, dass Lisa DIE EINE für ihn war. Trotz seines Schicksal macht Alex im Buch die größte Entwicklung durch – während er zu Beginn heillos überfordert ist, lernt er im Verlauf sein Schicksal anzunehmen und für Connor wieder zu einem besseren Vater zu werden.
Apropos Connor – ganz große Liebe für diesen kleinen Kerl. Er ist zwar ein bisschen zu reif für sein Alter und war schon vor dem Tod seiner Mutter eher ein zurückgezogenes Kind, aber es war so herzzerreißend mit anzusehen, wie er den Tod seiner Mami leugnet und felsenfest davon überzeugt ist, dass sie zurückkommt. Ich kann sehr gut verstehen, warum gerade Molly eine so intensive Bindung ihm aufbaut.

Neben der Sicht von Alex wird einem auch Mollys Sicht präsentiert. Sie ist generell ein sehr positiver Mensch – egal ob im Umgang mit ihrer Krankheit oder dem Fakt, dass ihre Lebenserwartung auch nach der Herztransplantation eher begrenzt ist und sie nicht richtig alt werden wird. Molly versucht immer das Beste draus zu machen. Die anderen drei Organempfänger kommen mal mehr, mal weniger vor. Insgesamt sind sie aber alle unterschiedliche Figuren mit ihren eigenen Hintergrundgeschichten. Schade ist, dass man diese Hintergrundgeschichten nicht immer erfährt, sodass an der einen oder anderen Stelle die Tiefe in der Charakterausarbeitung fehlt, dennoch konnte ich eine gute Bindung zu ihnen aufbauen.

Zwischen Alex und den Organempfängern entsteht eine sehr besondere und einzigartige Verbindung. Scheinbar verläuft das Thema Organspende in England anders als in Deutschland, denn ich glaube bei uns ist es nicht möglich, dass man Kontakt zur Spenderfamilie aufnehmen kann – und dieses Buch zeigt auch sehr gut warum. Zwischen den fünf entwickeln sich Freundschaften und Gefühle, die nicht immer klar einzuordnen sind und für viel Verwirrung bei den Charakteren sorgen und teilweise sogar verstörend sein können. Gleichzeitig ist es interessant zu sehen, wie Molly & Co. Alex und Connor Halt geben und durch diese schwere Zeit helfen.

BIS ZUM MOND UND ZURÜCK ist wahnsinnig herzzerreißend und herzerwärmend zugleich und bereits auf den ersten 100 Seiten hat mich Dani Atkins 4x (!) zum Heulen gebracht. Es geht um Liebe und Verlust, Tod und Trauer, Hoffnung und Zuversicht. Es gibt auch einen kleinen Romantikanteil in dieser Geschichte, allerdings anders, als man vielleicht vermutet. Dieser Anteil nimmt aber nicht allzu viel Raum ein, sodass ich dieses Buch nicht als Liebesroman einstufen würde, denn darum geht es hier in erster Linie auch gar nicht. Die unterschiedlichen Sichten von Alex und Molly sind verständlich und flüssig geschrieben und als Leser:in erhält man so einen umfassenden Einblick in die Geschehnisse, Gedanken und Gefühle.

Während mich das Buch insgesamt gesehen also lange gut unterhalten und berühren konnte, bin ich trotzdem mit dem Ende nicht so ganz zufrieden. Irgendwie habe ich oft Probleme damit, wie Dani Atkins ihre Romane beendet, weil es für mich immer viel zu mystisch, teilweise esoterisch und zu weit weg von der Realität ist. Auch hier passte das Ende für mich nicht so recht zum restlichen Buch.

 

KURZ UND KNAPP

BIS ZUM MOND UND ZURÜCK ist eine gefühlvolle Story über Liebe und Verlust, Anfang und Ende, Trauer und Hoffnung. Dieses Buch zeigt sehr gut, wie nah diese Dinge manchmal beieinander liegen und wie schmal der Grat wirklich ist. Ich habe sehr mit Alex und Connor mitgelitten und gerade zu Beginn hatte ich oft so einige Tränen in den Augen. Ich mochte alle Charaktere und ihre sehr spannende Dynamik zu- und miteinander. Der eine oder die andere hätte zwar noch etwas mehr Tiefe vertragen können, insgesamt konnte ich aber eine gute Bindung zu ihnen aufbauen. Lediglich mit Ende bin ich nicht so ganz einverstanden, dennoch habe ich dieses sehr emotionale Buch gerne gelesen.

Insgesamt
8.7/10
8.7/10
  • Story - 8/10
    8/10
  • Charaktere - 7/10
    7/10
  • Schreibstil - 10/10
    10/10
  • Spannung - 8/10
    8/10
  • Unterhaltungsfaktor - 9/10
    9/10
  • Emotionen - 10/10
    10/10

Bibliografie
Knaur Verlag – ET: Dezember 2021 – 432 Seiten – Einzelband – Taschenbuch – 10,99 EUR
Originaltitel: A sky full of stars – übersetzt von Simone Jakob & Anne-Marie Wachs

Ebenfalls von der Autorin rezensiert:
Die Achse meiner Welt // Die Nacht schreibt uns neu // Sieben Tage voller Wunder // Das Leuchten unserer Träume

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2 Comments

  • Reply Tina

    Hallöchen Ela,

    Dani Atkins ist ja meine Lieblingsautorin, auch wenn ich aktuell ein Buch zurück hänge. Ich verstehe deine Kritik bezüglich dem Mystischen, dass die Autorin oft einbaut. Ich bin der Meinung das braucht es nicht. Und das zeigt sich auch teilweise in Bücher, wo das nicht auffällt. „Sag ihr, ich war bei den Sternen“ ist so ein Fall und „Der Klang deines Lächelns“.
    Aber Emotionen kann sie wirklich, wirklich gut.

    Liebe Grüße
    Tina

    8. Januar 2023 at 19:53
    • Reply Ela | literaturliebe.de

      Hallo Tina,
      die beiden von dir genannten Bücher kenne ich noch nicht, ich lese Dani Atkins gerne, aber hänge da auch oft hinterher. Das mit dem Mystischen hatte ich aber auch schon bei „Sieben Tage voller Wunder“, es ist irgendwie einfach nicht meins und finde es passt teilweise dann nicht so in die Geschichten. Aber trotzdem sind ihre Bücher oft schöne Geschichten und emotional 🙂

      Liebe Grüße, Ela

      15. Januar 2023 at 13:57

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