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Rezension, Romane

Rezension | Lucy Clarke – One of the Girls

Lucy Clarke - One of the Girls

Es sollte der perfekte Kurzurlaub werden: Lexi reist mit fünf Freundinnen auf eine griechische Insel, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. Von der abgelegenen Villa mit Meerblick bis hin zu den malerischen Tavernen und weiß getünchten Straßen scheint der Urlaub zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich bekommt die Idylle bald Risse, denn abgesehen von ihrer Freundschaft mit Lexi haben die Frauen nur eines gemeinsam: Sie alle haben etwas zu verbergen. Nach und nach kommen versteckte Absichten ans Licht, Geheimnisse werden enthüllt und die Masken fallen – bis eine Leiche auf den Klippen unterhalb der Villa liegt…

– dtv Verlag

 

GEDANKEN ZU „ONE OF THE GIRLS“

Sobald ich sehe, dass ein neues Buch von Lucy Clarke erscheint, ist es quasi schon gekauft. Ich liebe ihre Romane, die immer spannend sind und die viele Wendungen und Unvorhergesehenes parat haben. Bücher hinter denen erst auf den zweiten Blick mehr steckt. ONE OF THE GIRLS bildet auch diesmal keine Ausnahme.

In diesem Buch sticht besonders die Charaktervielfalt hervor – sechs Frauen auf einer griechischen Insel, um einen Junggesellinnenabschied zu feiern. Sechs Frauen, die sich vorher teilweise nicht einmal kannten. Sechs Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können. Lucy Clarke schreibt aus allen sechs Perspektiven, sodass jede Frau ihre eigene Persönlichkeit, ihre Feinheiten und Tiefen bekommt. Jede Frau hat ihre persönlichen Baustellen, jede muss sowohl den eigenen Wert als auch den der anderen erkennen. Und vor allem muss jede ihre teils festgefahrenen Denkweisen überdenken und neu bewerten. Nicht jede Frau wird man als Leser:in mögen, aber man wird trotzdem jemanden finden, der einem sympathisch ist. Bei mir waren es Robyn und Fen. Und selbst bei so nervigen und anstrengenden Charakteren wie Bella bekommt man von der Autorin genug Informationen geboten, dass man selbst sie als wichtigen Teil der Handlung betrachten kann. Und am Ende war genau diese nervige Bella wohl auch die größte Überraschung für mich.

 

Wir konnten uns nicht mehr länger vormachen, alles wäre eitel Sonnenschein. Wir konnten nicht mehr länger glauben, dass wir alle Freundinnen waren. – S. 116

 

ONE OF THE GIRLS ist – wie viele Romane von Lucy Clarke – kein klassischer Thriller ist. Es ist eher ein Spannungsroman. Es gibt keine blutigen Szenen, nichts zum Gruseln und keine starken Ermittlungen wie in einem Krimi. Aber es sind die Geheimnisse der Frauen, die vielen kleinen Ungereimtheiten, die dieses Buch extrem spannend und zu einem Pageturner machen. Bei den wechselnden Perspektiven ist es vor allem immer der letzte Satz, der neugierig macht, der einen dazu treibt weiterlesen und alles erfahren zu wollen. Zudem sind die Kapitel sehr kurz, sodass immer wieder Puzzleteile gestreut werden, die Stück für Stück ein Gesamtbild ergeben.

Auch der einnehmende Schreibstil der Autorin trägt sehr zur Spannung bei. Gleichzeitig schafft Lucy Clarke trotz des sommerlichen, griechischen Settings eine Atmosphäre, über der die ganze Zeit etwas Unheilvolles schwebt. Man wartet förmlich auf die Katastrophe, in der dieser Urlaub enden wird. Man rätselt mit, wer sterben wird und wer dazu fähig ist, einen Mord zu begehen. Lucy Clarke geht sehr geschickt mit ihrem Plot um. Schicht für Schicht deckt sie die Geheimnisse auf, sodass man selbst in den alltäglichsten Situationen keiner der Frauen mehr über den Weg traut. Unter der leichten und fröhlichen Oberfläche brodelt so viel – angefangen bei verletzter Eitelkeit über Angst vor einer Zurückweisung bis hin zu Trauer und Wut. Zum Schluss hat man ein gutes Ende, in dem alles logisch verknüpft ist und mit einem überraschenden Showdown, der so von mir nicht zu erwarten war.

 

KURZ & KNAPP

Wie schon die bisherigen Romane der Autorin ist auch ONE OF THE GIRLS ein Gesamtkunstwerk und ein wahrer Pageturner. Geschickt schafft Lucy Clarke es, psychologisch – und manchmal auch schmerzhaft – in die Frauenfiguren einzusteigen, deren Charaktere, Freundschaft und Beziehungen von allen Seiten zu beleuchten. Ein einnehmender Schreibstil, viele Geheimnisse, ein spannender Plot und ein Ende, das so nicht zu erahnen ist, macht auch dieses Buch zu einem Highlight für mich.

Insgesamt
10/10
10/10
  • Story - 10/10
    10/10
  • Charaktere - 10/10
    10/10
  • Schreibstil - 10/10
    10/10
  • Spannung - 10/10
    10/10
  • Unterhaltungsfaktor - 10/10
    10/10
  • Emotionen - 10/10
    10/10

 
Bibliografie
dtv Verlag – ET: April 2023 – 432 Seiten – Einzelband – Klappenbroschur – 15,95 EUR
Originaltitel: One of the Girls- übersetzt von Urban Hofstetter
 
Ebenfalls von der Autorin rezensiert:
Der Sommer, in dem es zu schneien begann // Das Haus, das in den Wellen verschwand // Die Bucht, die im Mondlicht versank // Das Haus am Rand der Klippen // Der Ozean unserer Erinnerung

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